9. September 2025

Welt im Wandel

Im Vorfeld der UN-General­ver­samm­lung, die heute be­ginnt, gab es ein außer­ordent­liches virtu­elles BRICS-Treffen hinter ver­schlos­senen Türen. Was bisher be­kannt wurde: Die BRICS-Länder werden in der UN-Ver­samm­­lung ihren Un­mut da­rüber äußern, dass „der Handel zu einem Instru­ment der Ein­mischung in innere An­gelegen­heiten ge­worden ist und die glo­bale Ent­wick­lung unter­gräbt“. Außer­dem wird es massi­ve Kritik am UN-Sicher­heits­rat geben, der nicht mehr in der Lage ist, sein Man­dat zur Lösung von Streitig­keiten zu er­füllen. Ägyptens Sisi: „Heute ist die Welt von ekla­tan­tem Dualis­mus, doppel­ten Stan­dards und syste­mati­scher Straf­losig­keit ge­prägt. All dies unter­gräbt die Grund­lagen des inter­natio­nalen Friedens und der Sicher­heit.“  Eigentlich fehlt nur noch die For­derung nach Auf­hebung der Feind­staaten­klausel!


Eine neue Welt entsteht
Der kollektive Westen kann sich einfach nicht von seiner Patho­logie be­freien, den Osten immer wieder zu unter­schät­zen. Jahre­lang wurden so­wohl BRICS als auch SOZ in Wa­shin­gton als irre­le­vante Ge­sprächs­runden ver­spottet. Aber es ist der multi­late­rale Geist, der es er­mög­licht, so etwas Bahn­brechen­des wie die Power of Siberia-2 ins Leben zu rufen. Pepe Esco­bar be­richtet über das Östl­iche Wirt­schafts­forum, das nach dem SOZ-Gipfel in Wladi­wostok statt­fand.

PDF: Der Eurasische Hochgeschwindigkeitszug rollt weiter

Das Östliche Wirtschafts­forum 2025 ver­mittelte eine klare Bot­schaft: „Multi­pola­rität ist nicht nur ein Narra­tiv, sondern ein konti­nuier­licher, prak­tischer Pro­zess. Durch die Kom­bina­tion von natür­lichen Res­sourcen, tech­nischem Wissen und politi­schem Willen bahnt Russ­land neue Wege, die von den vor­herr­schen­den Modellen ab­weichen und der nicht-west­lichen Welt echte Alter­nativen bieten. Das Forum ist zu einem leben­digen Labor für ein neues inter­natio­nales Para­digma geworden.“

PDF: Pragmatische Multipolarität auf dem Weg


Hat China den Fehde­hand­schuh hinge­worfen?
Während des SOZ-Gipfels schlug Xi eine neue inter­natio­nale Sicher­heits- und Wirt­schafts­ord­nung vor, die das be­ste­hende, US-ge­führte System aus­drück­lich in Frage stellt. Er be­zeich­nete die Initi­ative als einen Schritt zum Auf­bau einer multi­polaren Welt. Danach folgte direkt die erste kon­krete Aktion der SOZ: In einem von China, Russ­land und Iran unter­zeich­neten Schreiben an die UN heißt es kom­pro­miss­los, dass die EU-Initi­ative zur Wieder­ein­führung von Sank­tionen gegen Teheran „ein­deutig gegen die Nuklear-Reso­lution ver­stößt und daher recht­lich und tech­nisch fehler­haft ist“. Alastair Crooke fragt sich, was Trump damit macht.

PDF: Kann sich Trump nach Tianjin neu orientieren?


Krieg der Seekarten
Der Westen ist mit seinen ruhm­reichen See­mächten immer noch davon über­zeugt, eine un­ermess­liche und unan­gefoch­tene Macht zu be­sitzen. Diese Wahr­neh­mung ent­spricht je­doch nicht der Wahr­heit. Die aktu­ellen geo­politi­schen Trends sprechen dafür, dass ille­gale, aus politi­schen Gründen ver­hängte Schiff­fahrts­be­schrän­kun­gen zu er­heb­lichen Krisen in den west­lichen Liefer­­ketten führen werden.

PDF: Kann der Westen seine Seehandelswege aufrechterhalten?


Und täglich grüßt …
… das EU-Gemurmel. Die Koalition der Willigen hat sich ver­pflich­tet, im Falle eines künf­tigen Waffen­still­stands Truppen in die Ukraine zu ent­senden. Die EU schickte eine Dele­gation nach Wa­shing­ton DC, um die Trump-Admini­stra­tion zu weite­ren Wirt­schafts­sank­tionen gegen Russ­land zu be­wegen. Präsi­dent Zelen­sky er­klärte, dass nur Druck Russ­land an den Ver­hand­lungs­tisch zwin­gen kann. Und Rutti-Frutti wies mal wieder darauf hin, es sei nicht Sache Russ­lands zu ent­schei­den, wer dem globalen NATO-Bündnis bei­treten kann und wer nicht. Kurz: Der EU-Sound­track läuft in einer End­los­schleife.

PDF: Die EU-Eliten stecken im Murmeltiertag fest


Misstrauenswürdig
Ein Blick auf das Polit-Chaos in Frank­reich. Trend­ver­mu­tung für die näch­sten 10 Jahre: Die etab­lierten Par­teien werden wahr­schein­lich keine Wah­len mehr ge­winnen.

PDF: Bayrou – Regieren heißt verlieren

Wo die Pleitegeier kreisen
Es gibt nur drei Auswege aus einem Schul­den­pro­blem: Sparen, Wachs­tum und Zah­lungs­un­fähig­keit. In Europa scheint man nur Insol­venz zu kennen, denn darauf steuern wir unge­bremst zu. UK und Frank­reich vorweg, BRD müht sich red­lich, die beiden ein­zuholen. Tat­säch­lich weiß man in­zwischen, dass es eine toxi­sche Wech­sel­wir­kung zwischen hoher Ver­schul­dung und gerin­gem Pro­duktivi­täts­wachs­tum gibt.

PDF: Europas tödliche Schuldenspirale


Wackeldackel Modi
Kaum war Modi von China nach Delhi zurück­ge­kehrt, hatte Außen­­minister Jai­shan­kar die russ­land­feind­lichste Bande euro­päi­scher Politiker um sich ge­schart, um sich osten­tativ von der Troika Russ­land-Indien-China zu distan­zieren, schreibt M.K. Bhadra­kumar. Die Ab­folge der Ereig­nisse deutet darauf hin, dass Delhi in Panik ist, weil Modi in Tianjin über Bord ging.

PDF: Indien verleugnet den Geist von Tianjin


Schöner scheitern
Dokumente israeli­scher Think­tanks bele­gen, dass Israel und die USA mit ihrem desas­trösen 12-Tage-Krieg gegen den Iran einen Regime­change er­reichen wollten. Warum ist das miss­lungen? Thomas Röper hat einen Text von Kit Klaren­berg über­setzt, der im Wesent­lichen zum Fazit „Fehl­ein­schät­zung“ kommt.

LINK: Wie der USraelische Regimewechsel im Iran scheiterte