Die Brücke zu den Göttern ist als Symbol nur noch ein geschundenes Missbrauchsopfer – ist das Ragnarök? Oder eher Menschen- statt Götterdämmerung? Der Mensch ist das letzte und größte Werk der Götter, in ferner Zukunft soll er seinen Schöpfern ebenbürtig werden. Dafür legten sie ihr Schicksal in unsere Hände, wandelten ihr Sein in Menschensein – das war ihr größtes Opfer.
So beschreibt es Dan Lindholm in seiner Nacherzählung der Edda, „Götterschicksal ist Menschenwerden“.
Inzwischen haben Heerscharen von „Zeichensetzern“ den Regenbogen als Symbol vereinnahmt und verbuntisieren ihre gesellschaftlichen und biologischen Dekonstruktions-Projekte damit.
Die Zeichensetzer holen ein Himmelszeichen auf den Boden, mit dem bestimmte Vorstellungen wachgerufen werden sollen. Welche? Der Regenbogen stellt als Sinnbild der Hoffnung etwas Positives dar, ein Symbol der Zuversicht. Was soll an diesem Zeichen erkannt werden, was transportiert es? Das Bild eines himmlischen Transportweges, von dieser Welt in eine andere. Das Himmelszeichen erinnert uns daran, dass es aus der Welt der Phänomene einen lichten Weg in die geistige Welt gibt.
Die Kaperung dieses Hoffnungssymbols durch die Zeichensetzer ist eine Umlenkung der Zuversicht und erzeugt eine Illusion der Zukunftsfreude, dass hier gerade etwas wunderbar Neues entsteht. Derzeit kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Menschen tatsächlich in die neue Welt des Transhumanismus taumelt, in dem alles Lebendige und Natürliche durch Künstliches (z)ersetzt wird. Am Ende soll eine Künstliche Intelligenz alles steuern, regeln, überwachen, das ist zumindest das Ziel der bundesdeutschen Digitalisierungs-Agenda. Technologische Allmachtsfantasien werden umgesetzt und ermöglichen ganz neue Dimensionen des Totalitarismus.
„Alles, was digitalisierbar ist, werden wir digitalisieren.“ Das verlautbarte Angela Merkel auf dem Digitalgipfel im Dezember 2018. Sie will Deutschland zur führenden KI-Macht umwandeln. Mensch und Technik werden verschmolzen, ein Anfang ist gemacht mit den Smartphones, inzwischen können Chips im Menschen implantiert werden, die medizinisch-therapeutische, sicherheits-relevante oder Zahlungsfunktionen ausführen. Mit der Nanotechnologie eröffnen sich neue alptraumhafte Möglichkeiten, über die man uns weitestgehend im Unklaren lässt.
Was inzwischen völlig über Bord geworfen wurde: die geistige Entwicklung. Ethik, Werte etc. sind im Zuge der technologischen Entwicklung nicht angepasst worden an die neuen Herausforderungen.
Inzwischen sind wir moralisch verwahrlost, organisches Leben ist zu etwas Überflüssigem geworden, das nur noch dort einen Wert hat, wo es Ertrag bringt oder wo sein demonstrativ beklagter Verlust von politischem Nutzen ist.
Lassen wir die Zeichensetzer allein auf ihrem Irrweg und orientieren wir uns an deutscher Qualitätsarbeit aus besseren Tagen: Goethe weist uns z.B. im 2. Teil des „Faust“ auf die Lebendigkeit des Regenbogens hin. Faust ist auf einen Wasserfall aufmerksam geworden, über dem ein Regenbogen erscheint, den er mit den Unbeständigkeiten des Lebens vergleicht. Denn wie dieses ist auch der Regenbogen „bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend“ und spiegelt „das menschliche Bestreben“ wider. Der letzte Satz drückt seine innigste Verbundenheit mit der bewegten Natur aus; am Regenbogen können wir erkennen, dass unser gesamtes Leben von der Natur abhängt.
Allein wie herrlich diesem Sturm ersprießend,
Wölbt sich des bunten Bogens Wechsel-Dauer,
Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend,
Umher verbreitend duftig kühle Schauer.
Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.
Ihm sinne nach und du begreifst genauer:
Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.