9. Januar 2023

Sturm und Drangsal

Nach der turbulenten Speaker-Wahl in den USA gibt es gleich den näch­sten Sturm auf den Reichs­tag, zur Abwechs­lung mal in Brasilia. Es scheint sich um einen „Maidan-Remix“ zu handeln, so Pepe Esco­bar. Joe Biden entnahm seinem Tele­prompter, dass er die „Er­stürmun­gen“ „unge­heuer­lich“ zu finden hat und dass „Bolso­naro aus Florida an Brasilien ausge­liefert werden sollte“, weil dessen gemein­gefähr­liche Fans gegen Wahl­fäl­schung randa­lieren. Im Moment sieht es aus, als würde das Militär die pro­testie­ren­den Bolso­naris­ten in ihrem Camp vor dem Zugriff der Polizei schützen. Unter­dessen bauen sich in der Schweiz schon mal 5000 eher Oligarchen-freundliche Solda­ten auf, um ein privat­wirt­schaft­liches Raub­ritter-Event mit 3000 „illus­tren Gästen“ abzu­schirmen: Vom 16. bis 20. Januar tagen in Davos die raff­gieri­gen Trans­huma­nisten und erörtern die „Zu­sam­men­arbeit in einer frag­men­tierten Welt“. Sie klären also die Frage, wie sie sich die Teile der Welt aneig­nen können, die sie noch nicht ver­ein­nahmt haben.

 

Pepe Escobar beginnt das neue Jahr mit einer Trilogie
Während Pekings Belt and Road Initi­ative in ihr 10. Jahr geht, hat eine starke chine­sisch-russi­sche Partner­schaft die BRI im gesam­ten glo­balen Süden neu belebt, schreibt er. „Der an­hal­tende, schmerz­hafte Ab­sturz des kollek­tiven Wes­tens in Zeit­lupe mag in China einige Haare zu Berge stehen lassen, denn es hat aus der Ferne schon den Auf­stieg und Fall der Griechen, Römer, Parther, Araber, Osmanen, Spanier, Nieder­länder und Briten mit­erlebt. Aber der Hegemon ist schließ­lich nur der Letzte in einer langen Liste.“

PDF: BRI im Jahr 2023

Text Nummer 2 schließt die Ära des über­schnap­pen­den Hege­mons ab. „Die harte Arbeit beginnt jetzt. Will­kom­men beim neuen Großen Spiel auf Crack.“

PDF: Bye bye 1991-2022

Der dritte Text erinnert an den er­mor­deten General Solei­mani, der den Start­schuss für eine multipolare Welt gab.

PDF: General Soleimani und die multipolare Welt


US-Rauswurf aus Syrien
Der Vorhang fällt für den brutalen 11-jährigen Syrien-Konflikt, den der Friedens­nobel­preis­träger Barack Obama los­getre­ten hat, als 2010 der Arabische Frühling über West­asien verhängt wurde. Die USA haben dort zum Ende des Jahres 2022 einen weiteren großen Rück­schlag er­litten: Der sich ab­zeich­nende türkisch-syrische Versöh­­nungs­­prozess unter russi­scher Ver­mitt­lung ist als eine Saga von Verrat und Rache zu sehen.

PDF: Russland konsolidiert sich im Ost-Mittelmeerraum


Rechtsradikale Landräuber
Martin Jay fragt sich, ob etwas ähn­lichen Brech­reiz hervor­ruft wie Israels neue Regie­rung mit Ben­jamin Netan­jahu. Kaum ein paar Tage im Amt, fiebert Bibi schon dem nächsten Bom­barde­ment des Gaza-Streifens entgegen. Man fragt sich, wie lange es wohl noch dauert, bis eine neue Inti­fada beginnt, die voll­ständig von der isra­elischen Regie­rung orches­triert wird. Im Jahr 2020 stellte die etwas weni­ger rechts­radikale Vor­gänger-Regierung einen Rekord auf, indem sie sich mit vor­gehal­tener Waffe fast tausend palä­stinen­sische Häuser aneig­nete.

PDF: Israel wieder in Bombenstimmung

Birds of a feather …
… stick together, gleich und gleich gesellt sich gern. Rechtsextremismus gehört in Israel zur Democracy. Der Palästinenser Ramzy Baroudin wundert sich über den Wertewesten, der auf Rassimus, fehlende Inklusion, Terror etc. pfeift, wenn es um Israel geht. Bei dem „unzerreißbaren Band“ zwi­schen kollektivem Westen und Israel scheint es sich um die Wür­ge­schlinge des gemeinsamen Raubrittertums zu handeln.

PDF Die Heuchelei des Westens

Warum will Netanjahu keinen Ukraine-Krieg?
Der Krieg hat die strategischen Beziehungen zwischen Russland und dem Iran drastisch verbessert. Netanjahu wittert Chancen, die noch junge russisch-iranische Quasi-Allianz zu schwächen, wenn die russische Abhängigkeit von iranischer Militärtechnologie abgebaut wird. Sehr vor­sich­tig lotet der indische Diplo­mat M.K. Bhadra­kumar die Bezie­hun­gen zwischen Israel und Russ­land aus, vor allem im Hin­blick auf den opera­tiven Chef-Kha­saren Netan­jahu, der immer noch den Iran planieren möchte.

PDF: Netanjahu, Russland und der Ukraine-Krieg


Mehr Merkel-Klartext
Merkel hat nach ihrem Minsk-Ein­ge­ständ­nis weiter­ge­schwatzt und sagte, dass „der Kalte Krieg nie zu Ende war“, weil das Haupt­ziel der Schwä­chung Russ­lands (sie nennt das „Befrie­dung“) nicht er­reicht wurde. Damit gibt Merkel zu, dass das Haupt­ziel des Kalten Krieges nicht darin be­stand, den Kom­munis­mus zu besie­gen, sondern darin, eine will­fäh­rige russi­sche Kolonie zu schaffen, die es dem glo­balisti­schen Projekt ermög­licht, unge­hindert voran­zukom­men. Wie wir in der Ukraine sehen können, wurde dieses Ziel nicht er­reicht; und der Grund dafür ist die Stärke Russ­lands, das die Ost­erwei­terung der NATO blockiert. „Die Auf­teilung Russ­lands in mehrere klei­nere Staaten ist seit lan­gem der Traum der Neo­kon­ser­vativen. Der Unter­schied ist nun, dass dieser Traum von führen­den Politikern im Westen geteilt wird,“ stellt Marc Whitney fest.

PDF: Der Plan zur Aufteilung Russlands


Deutsche Panzer rollen für blau-gelben Endsieg
Nach monatelanger „Zurückhaltung“ lässt es sich nicht mehr bestreiten, dass sich der NATO-Block als Kriegspartei einmischt. Die Liefe­rung von Gepanzertem ist ein Vorgeschmack auf die Koordinierung der Infan­terie durch die USA und ihre NATO-Partner. Eine Winter­offen­sive gegen Russ­land – was kann da schon schief­gehen …

PDF: Kiew lehnt Weihnachtsfrieden ab


NATO-Offizier zur Lage in der Ukraine
Eine knappe Analyse der jewei­ligen Strate­gien von Ukraine und Russ­land und ein über­sicht­liches Fazit: Die Frage ist nicht, ob die Ukraine ihr ge­sam­tes Territo­rium zurück­gewin­nen kann, son­dern ob sie im­stande ist, den Russen genü­gend Verluste zuzu­fügen, um die in­nere Ein­heit Russ­lands zu unter­graben und es zu ukrai­nischen Bedin­gun­gen an den Ver­hand­lungs­­tisch zu zwingen. Oder ob die russi­sche Zer­mür­bungs­stra­tegie auf­geht und ein noch größe­rer Teil der Ukraine annek­tiert wird.

PDF: Wie es im Ukraine-Krieg weitergeht