3. November 2022

Ende in Sicht

Venus auf dem Südknoten, Olaf Scholz packt die Koffer. Pepe Escobar kom­men­tiert des Kanzlers Reise nach China wie folgt:

Er reist dorthin, um „zu ver­langen, dass das Land seinen öffent­lichen Sektor abbaut und die Sub­ven­tio­nierung seiner Wirt­schaft einstellt, andern­falls werden Deutsch­land und Europa Sank­tionen gegen den Handel mit China ver­hängen.“

Nun, dies ist eine pathe­tische Wunsch­vor­stellung der Deutschen Gesell­schaft für Aus­wärtige Politik, die in einem Artikel in der Finan­cial Times (der japa­nischen Platt­form in der Lon­doner City) ver­öffent­licht wurde. Dieser „Rat“ ist, wie Michael Hudson richtig be­schreibt, „der neoliberale ‚libertäre‘ Arm der NATO, der die deutsche De­indu­stria­lisie­rung und Ab­hängig­keit“ von den USA fordert.

Die Financial Times druckt also feuchte Träume der NATO. Nun, die Infor­mationen, die ich erhalte, sind voll­ständig anders und stam­men aus zuver­lässigen deutschen Wirt­schafts­quellen. Sie sagen mir, dass Scholz nach China reist, um einen Friedens­plan mit Russ­land über Peking aus­zu­arbeiten.

Wie brisant ist das? Verges­sen Sie nie, wie ich in einem meiner Artikel dar­gelegt habe, dass Berlin und Moskau bis zu dem Zeit­punkt, als die üblichen Ver­däch­tigen in ihrer Ver­zwei­flung die Nord­Streams in die Luft sprengten, einen geheimen Kom­muni­kations­kanal unter­hielten. Und mehr noch: Die Scholz-Dele­gation könnte ver­suchen, einen Prozess in Gang zu setzen, bei dem die USA durch China als Ver­bün­deten er­setzt werden. Vergessen Sie nicht, dass Deutsch­land (das Ruhr­gebiet) der wichtigste BRI-Handels- und Ver­bin­dungs­punkt in der EU ist.

Einer meiner Quellen zufolge „können sich Deutsch­land (EU), China und Russ­land gemein­sam ver­bünden und die USA aus Europa ver­treiben, wenn diese Bemü­hungen erfolg­reich sind.“ Eine andere Quelle lieferte das Sahne­häub­chen auf dem Kuchen: „Olaf Scholz wird auf dieser Reise von deutschen Indu­striel­len begleitet, die Deutsch­land kontrol­lieren und nicht taten­los zusehen werden, wie man sie zerstört.“


Früher exkom­muni­ziert, heute sank­tioniert
Michael Hudson zieht eine spannende historische Paral­lele: Die Ent­spre­chung des mittel­alter­lichen Europas zu Amerikas neuem Kalten Krieg gegen China und Russ­land war das Große Schisma von 1054. Papst Leo IX. verlangte die unipolare Kontrolle über die Chri­sten­heit und ex­kom­muni­zierte die ortho­doxe Kirche in Kon­stanti­nopel und die gesam­te christ­­liche Bevöl­kerung, die zu ihr gehörte. Die tota­litären päpst­lichen Forde­rungen weisen auf­fallen­de Über­einstim­mungen mit der heutigen sog. US-Diplomatie auf. In beiden Fällen erfordern militä­rische und welt­liche Inte­ressen eine Um­man­telung in Form eines ideo­logi­schen Kreuz­zugs­geistes, um das Gefühl der Soli­dari­tät zu festigen, das jedes System impe­­rialer Herr­schaft benötigt. Die Logik ist zeitlos und universell.

PDF: US-Satellitenstaat Deutschland


No pain, no grain
Es ist schier zum Ver­zweifeln – jetzt hat der böse Auto­krat Putin schon wieder die arme Ukraine und ihre per­fiden NATO-Berater aus dem briti­schen Terror­staat über den Tisch gezogen! Pepe Escobar be­schreibt einen span­nenden Wende­punkt im Schwarz­meer-Schar­mützel.

PDF: Russland wieder im Getreideab­kom­men


Atom-Gedöns
Wir können sicher sein, dass die Russen keinen Atom­krieg anzetteln werden, weil es riskant ist und sie dieses Risiko nicht eingehen müssen, um zu gewinnen. Wir können sicher sein, dass die Ameri­­kaner keinen Krieg begin­nen werden, weil das Selbst­mord wäre. Und so können wir uns alle ent­spannt zurück­lehnen, während die Narra­teure sich mit „Putins nukle­arer Erpres­sung“ um Kopf und Kragen reden.

PDF: Die neue Kuba-Krise ist keine


Nun, da nichts mehr zu holen ist …
… leben Frankreich und Deutschland sich aus­ein­ander. Wird auch Zeit.

PDF: EU-Fundamente wackeln


„Es könnte hässlich werden“
Nachdem versuchte Wahl­fälschung, Farb­revo­lution und Korrup­tion nicht den gewünschten Erfolg hatten, kann man davon ausgehen, dass der demo­kratische Westen nicht aufgibt, sondern einfach zur nächsten Option in seinem Standard­reper­toire über­gehen wird, nämlich zur Ermor­dung des ge­wählten Präsi­denten Dodik. Stephen Karga­novic berichtet aus Bosnien.

PDF: Bosnien-Krise


Eine weitere kurzlebige Amtszeit in UK?
Der erste asiatische Premier­minister Groß­britan­niens wird den Kurs des Landes nicht radikal ändern, denn er ist eine Stütze des Establish­ments. Indiens Premier Modi ging so weit, Sunak als eine Brücke zwischen Indien und dem Ver­einig­ten König­reich zu bezeich­nen. Doch ein Höhen­flug ist nicht ange­bracht. Obwohl er Hindu ist, wird Sunak ein Brite bleiben, der die Bhaga­vad Gita liest, und ein briti­scher Politiker, der seine Ent­schei­dungen nur im Namen des briti­schen Estab­lish­ments treffen wird.

PDF: UK – Tweedledee und Tweedledum

Oder ist Sunak ein indo-pazifischer Tür­öffner?
Vielleicht strebt Uk wieder in seinen einstigen koloni­alen Wohl­stands­quell zurück: Mitte der 2010er Jahre war London zu der richtigen Er­kennt­nis gelangt, dass der Prozess der Verla­­gerung wirt­schaft­licher Schwer­punkte vom euro-atlan­tischen in den indo-pazifischen Raum unum­kehrbar ist. Will sich das Ver­armte König­reich jetzt wieder in Indien ein­nisten, um ein geeig­netes Sprung­brett für den China-Feld­zug zu haben?

PDF: Der indische Faktor


Indien befürchtet Spirale der Feind­selig­keiten
Die Entscheidung, in der KPCh-Verfas­sung die Ver­pflich­tung zu ver­ankern, eine chine­sische Wieder­vereini­gung anzu­streben und gleich­zeitig dieje­nigen einzu­dämmen, die die Unab­hängig­keit Tai-wans prokla­mieren, muss sehr ernst genom­men werden. Der Druck auf Peking wird immer größer.

PDF: Die Botschaft von Chinas Parteitag