3. Juli 2022

Die Zeit läuft ab

Kaum sitzt Super-Mario Draghi am Tisch der G7, gilt für die Ukraine-Rettung „whatever it takes!“ „Die Ukraine erhält im Jahr 2022 bis zu 29,6 Milliarden USD finan­zielle und wirtschaft­liche Unter­stützung, um die Finan­zierungs­lücke zu schließen und Dienst­leistun­gen für die Bevöl­kerung sicher­zustellen“. Von 2014 bis 2021 wurden bereits mehr als 60 Milliarden „wirt­schaft­liche Unter­stützung“ in die ukrai­nischen Taschen der Korrup­tokratie gepumpt.

Mehr Beschaffungs­kriminalität findet am 4. und 5. Juli in Lugano statt, namentlich die Ukraine Recovery Conference. Diese Wieder­aufbau-Konferenz ist ein erstes Auspro­bieren der „koope­rativen Neutralität“, ein neuer Illusions­begriff, mit dem die Schweiz davon ablenken möchte, dass sie nunmehr Kriegs­partei ist. Sie beteiligt sich an den höllischen Sanktionen gegen Russland und geht darob der vielen Oligarchen-Milliarden auf Schweizer Bank­konten verlustig. In der organi­sierten Milliarden-Beschaf­fung gehört sie aber immer noch zu den Experten. Doch was soll diese Konferenz, derweil die Kanonen noch donnern? Vermutlich geht es um Grenzre­visionen und Staats­umbau, wobei vor allem Polen retten will, was noch zu retten ist. Blumiger formuliert:

„Es geht um Prinzipien für den Wieder­aufbau, um den Prozess. Um einen Marshall­plan zu verab­schieden, sollte der Krieg vorbei sein. Dafür wäre es also zu früh“, sagte EDA-Sonder­beauf­tragter Simon Pidoux. „Über diesen Prozess bekommen wir die Instru­mente und die Methoden, um den finalen Plan zu entwickeln.“ Ja, macht nur einen Plan …seid nur ein großes Licht …

Nur acht Staats- und Regie­rungs­chefs werden erwartet, darunter die üblichen Verdächtigen aus Polen, Tschechien und Litauen, sowie mindestens 15 Minis­ternde. Auch Ursula Vander­crazy kommt auf ihrem hohen Ross geritten. Der Kiewer Komödiant Elensky wird per Video drängen und nötigen. Insgesamt soll ein Heer von Hand­aufhaltern und Interessen­habern aus Regierungen, inter­nationalen Organi­sationen, der Zivil­gesell­schaft, Wissen­schaft und Wirtschaft anrücken und bei der zweitägigen Konferenz mögliche Schand­taten aushecken. In kooperativer Neutralität, gänzlich uneigen­nützig. Hauptsache, das neue Intermarium ist sicher.

Das perfide Albion treibt wieder sein Unwesen
Der Beitritt der Ukraine zur EU wird unweigerlich zu Lähmung oder Zusam­menbruch führen. Polen und Ukraine richten sich auf gemeinsames Leeren der Förder­töpfe ein, deswegen soll das Finanz­zentrum für den Wieder­aufbau der Ukraine in Warschau angesiedelt werden. Und die Briten zemen­tieren so das nächste Inter­marium mit ihrer geplanten „Achse“ London-Baltikum-Warschau-Kiew und künftig Ankara.

PDF: Ukraine ruiniert EU

Zur Vertiefung: Die Briten sind nicht innovationsfähig. London versucht, sein Empire nunmehr unter dem Label Global Britain fortzusetzen, dabei klammert es sich an seine bewährten miesen Tricks aus dem 20. Jahrhundert. Neu ist der Umstand, dass UK sich nicht mehr auf das US-Militär verlassen möchte: „Global Britain als ein Konzept, das globales Handeln im nationalen Interesse sieht und die Investitionen in das militärische Instrumentarium erhöht, um mit der Diplomatie zusammenzuarbeiten, stellt das Vereinigte Königreich (UK) eher in das zukunfts­orien­tierte Lager“, meint der britische Geostra­tegische Rat. 

PDF: Eiserner Vorhang 2.0

Thierry Meyssan: Die Sabotage des Friedens in Europa
Während es den Angel­sachsen bereits gelungen ist, Russland aus dem Europarat auszuschließen und sie sich darauf vorbereiten, es an der Teilnahme an OSZE-Treffen zu hindern, arbeiten sie daran, die EU zu versenken, indem sie eine Konkurrenz-Struktur in Mitteleuropa schaffen: die Drei-Meere-Initiative. Damit greifen sie ein altes polnisches – also jesuitisches – Projekt auf, um diese Region zu entwickeln und sie gleichzeitig vor jedem deutschen oder russischen Einfluss zu bewahren.


Putin will die Welt aushungern???
Dieser Artikel aus Indien korrigiert den werte­westlichen Propaganda-Schwindel: Die Sanktionen haben interna­tionale Unternehmen zum Verlassen Russlands gezwungen, was zu Liefer­unter­brechungen führte. Im Juni verbot die EU die Zusam­menarbeit mit dem Schwarz­meer­hafen Nowo­rossijsk, über den mehr als die Hälfte des russischen Export-Getreides verschifft wird. Tatsächlich sind Hunger­tote für den Westen zweit- oder drittrangig: „Was den Westen am meisten beunruhigt, ist die Tatsache, dass die starke Abhän­gigkeit Afrikas von russischen Weizen­lieferungen eine strategische Dimension hat, die den Einfluss Moskaus auf diesem Kontinent stärkt.“

PDF: Russland stiehlt dem Weizenkrieg die Show


Fröhliches NATO-Bashing

Escobar in full Swing: „Moskaus Hart­näckig­keit, Washing­tons Plan A, einen pan­euro­päischen Krieg zu beginnen, nicht zu folgen, zerrt an den Nerven der Atlantiker. Gleich nach dem G7-Gipfel, der bezeich­nender­weise in einem ehemaligen Nazi-Sana­torium stattfand, tritt die NATO in voller Kriegsmontur auf. Willkommen zu einer Parade der Grausam&hy;keiten mit der totalen Dämoni­sierung Russlands, das als die ultimative „direkte Bedrohung“ bezeich­net wird; der Aufwertung Osteuropas zu einer Festung; dem Vergießen von Tränen über die strategische Partner­schaft zwischen Russland und China und – als zusätzlicher Bonus – der Bezeichnung Chinas als syste­mische Heraus­forderung.“

PDF: Mit uns oder Herausforderung

Zur Vertiefung: Der von Escobar erwähnte brillante Text von Fabio Vighi.
„Die gegen­wärtige bio- und geopo­litische Gewalt (Virus, Krieg und andere kom­mende glo­bale Notlagen) ist ein wesent­licher Bestand­teil dieser selbst­zerstöre­rischen Entwicklung; ein bewusster Versuch, die Implosion mit autoritären Mitteln zu steuern. Wir haben nur eine wirkliche Wahl: Entweder wir beginnen, uns von den Formen der Ware, des Wertes und des Geldes und damit von der Kapital­form als solcher zu emanzipieren, oder wir werden in ein neues dunkles Zeitalter der Gewalt und der Regres­sion hinein­gezogen.“

PDF: Nachdenken über Geld ohne Wert

Anti-Spiegel: Was im neuen Strategiekonzept der NATO steht


Drache mit gutem Langzeit­gedächtnis
China ist wenig erbaut vom „strategischen Konzept“ der NATO und weist darauf hin, dass es bei aller Feind­seligkeit gegenüber Russland und China nicht einmal darlegt, was Europa im Falle eines Über­greifens der Ukraine-Krise tun wird. Und: „Das chinesische Volk wird nie vergessen, dass die von den USA angeführte NATO vor 23 Jahren das Verbrechen begangen hat, die chinesische Botschaft in der Bundes­republik Jugo­slawien zu bombardieren, und jetzt dehnt die NATO ihre Tentakel auf den asiatisch-pazifischen Raum aus, um die Mentalität des Kalten Krieges zu expor­tieren und die Block­konfron­tation in Asien zu wiederholen.“

PDF: NATO trägt das Blut ihrer Völker an den Händen


Friedensengelin Trampolina
„Es war nie Ziel der Nato, in Konfron­tation mit Russland zu gehen“, sagt Außen-Baerbock im WELT-Interview. Never ever, klar! Die Nato sei ein Vertei­digungs­bündnis, doch „eine Aufrüs­tung ist jetzt notwendig, weil der russische Präsident uns zwingt.“ Genau, Russland kam immer näher, da musste NATO vorwärts verteidigen. Das tut sie gern mit kleinen kläffenden Stell­vertre­tern wie Litauen. Und wenn es brenzlig zu werden droht, muss Baerbock an die Verbal­front. So fordert sie nun eine EU-Lösung im Streit um das Transit­verbot nach Kalinin­grad. EU-Lösung heißt: Schiebt ein paar Milliarden nach Vilnius. Scott Ritter hat derweil die Hinter­gründe der potenti­ellen Kalinin­grad-Krise untersucht.

PDF: Litauens riskante Politik


Die unheilige Allianz
Die Ideologien der Hindutva und des Zionismus stehen im Mittelpunkt der Apartheid-Politik Indiens und Israels. Sie haben viel gemeinsam, wahr­scheinlich mehr, als ihren Anhängern lieb ist. Außer­dem drängen sich die Parallelen zu Deutschland auf, das nach 1918 ebenfalls den Briten und Zionisten in die Hände fiel.

PDF: Hindutva und Zionismus

Demokratie: Das Scheitern eines Systems wird Religion
Ausführliche Betrachtung von our democracy, ihren Spielarten und der Frage, warum der Westen diese Mutter aller Illusionen und Projektionsflächen immer noch als Monstranz vor sich her trägt. Es raubrittert sich gleich viel widerstandsloser, wenn Washington unter dem Deckmantel des guten Willens und der „Verteidigung der Demokratie“ vor allem die Interessen der amerikanischen Unternehmen verteidigt. Theodore Roosevelt formulierte es so: „Sprich sanft und trage einen großen Knüppel; du wirst weit kommen.“

PDF: Democracy gescheitert


Demokratie als oligarchisch gesteuerte Marktfreiheit
In einem erfrischenden Klartext-Interview bei Multipolarista.com, erklärt uns Michael Hudson auf eingängige Weise, was Joe Biden unter Demokratie versteht: „Biden charakterisiert den Krieg des Westens gegen Eurasien als Krieg zwischen Demokratie und Autokratie. Mit „Demokratie“ meint er einen von der Wall Street gesteuerten freien Markt; er meint eine Oligarchie. Aber was meint er mit Autokratie? Wenn er China eine Autokratie nennt, meint er damit eine Regierung, die stark genug ist, um zu verhindern, dass eine Oligarchie die Macht übernimmt und die Regierung für ihre eigenen Interessen kontrolliert und den Rest der Wirtschaft in die Schuld­knechtschaft drängt.“

PDF: Inflation und Klassenkampf