23. Juni 2022

Was erlauben Lithuahua?

„Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher,“ sagte Einstein. Litauen gibt ihm recht und blockiert Exporte aus Russland für die russische Exklave Kaliningrad. Und die EU hält das für eine gute Idee. Wird das der Polnische Korridor 2.0? Thomas Röper schreibt dazu:

In jedem Fall dürfte diese Maßnahme und die Tatsache, dass die EU sie unterstützt, in Russland als weitere Bestätigung dafür angesehen werden, dass es sinnlos ist, mit der EU noch über irgendetwas zu reden, wenn die EU bestehende Verträge nach Lust und Laune bricht. Wenn die EU einseitig Sanktionen verhängt, was laut Völkerrecht ohnehin nur der UNO-Sicher­heitsrat tun darf, und diese Sanktionen dann als Recht­fertigung dafür genommen werden, jeden beste­henden inter­nationalen Vertrag einfach zu brechen – wozu dann noch mit der EU reden oder gar Verträge mit ihr schließen?

Der ganze Artikel zur EU-Provokation und zu möglichen Konsequenzen:
Was bedeutet die Blockade Kaliningrads durch Litauen?

Update 24. Juni 2022: NATO blockiert Kaliningrad


BRICS rockt die Weltwirtschaft
Während die G7 auf ihrem am 26. Juni beginnenden Gipfel erörtern wollen, wie man die Staaten jenseits Europas und Nordamerikas zur Einhaltung ihrer Russland-Sanktionen zwingen kann, wird der BRICS-Gipfel, der am 23. Juni startet, kreative Wege suchen, wie man den Sanktionen ausweichen kann. Chinas Präsident Xi sagte dem Wirtschaftskrieg des Westens gegen Moskau schon am 22. Juni bei der Eröffnung des BRICS Business Forum den Kampf an. Pepe Escobar intoniert einen groovigen Abgesang auf den kollektiven Westen und „verbannt ihn auf die Hauptstraße“. Virtuos!

PDF: Exile on Main Street

Ein Übermaß an unerlöstem Steinbock
Spielzüge auf dem geopoli­tischen Schachbrett erfordern analytisches und strate­gisches Denken. Beides scheint dem kollektiven Westen im Zuge seiner endlosen Verdum­mungs- und Verfäl­schungs­kampagnen abhanden gekommen zu sein. Pläne werden nicht durchdacht, Alternativen (Plan B) gar nicht erwogen, es werden nicht mal Ziele gesetzt. Man macht irgendwas und kann weder glauben noch erkennen, dass es nicht funkti­oniert. Beispiel: Sanktionen gegen Russland. Die Fed lehnt die von Brüssel und Davos angepeilte Rettung des eigenen Halses durch Umstellung auf eine EZB-Digital­währung ab, da eine solche das Geschäfts­modell der großen US-Banken bedroht. Jetzt führt die Fed einen Zinskrieg gegen die EZB und „hängt Lagarde in den Wind“. Eine spannende Analyse des „hoff­nungslos zerrüt­teten Westens“ von Alastair Crooke.   

PDF: Zugzwang

Quantitativer Wahnsinn
„Seit der Gründung der US-Noten­bank Fed vor über einem Jahr­hundert wurde jeder größere Zusam­men­bruch der Finanz­märkte von der Zentralbank bewusst aus politischen Motiven ausgelöst. Die Entschei­dung der US-Notenbank vom 15. Juni 2022, die größte Zins­erhöhung seit fast 30 Jahren vorzunehmen, während die Finanz­märkte bereits zusammen­gebrochen sind, garantiert nun eine globale Depression und Schlimmeres.“ William Engdahl fasst den Finanz-Irrsinn seit 2008 übersichtlich zusammen und weist auf den Zweck des Ganzen hin: Die Menschen in eine digitale Zentralbankwährung zu zwingen. Doch ihr Timing ist miserabel: Der größere Teil der Menschheit macht sich – systemisch –gerade auf und davon. 

PDF: Globaler Finanz-Tsunami


Totentänzchen und Einfluss-Schwindsucht
Eines der Hauptziele auf dem kürzlich in Los Angeles abgehaltenen Amerikagipfel war es, die  lateinamerikanischen Länder von einer weiteren Zusammenarbeit mit China abzu­bringen. Doch die Zeiten, in denen Amerika die Latinos schikanieren und dirigieren konnte, sind vorbei. Nach zweihundert Jahren unter der imperialistischen Monroe-Doktrin werden sie es nicht länger hinnehmen, als Amerikas Hinterhof betrachtet zu werden. Die Botschaft aus Lateinamerika war klar: „Wir brauchen eure Version von Freundschaft nicht und wir werden unsere Chancen als euer Feind nutzen.“ Und so erweisen sich die USA als Teil jener Kraft, die stets das Böse will und dann unfreiwillig Gutes schafft: Sie inspirieren in der Tat einen neuen Geist der Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen den Nationen der Welt. Die USA – Unfreundliche Staaten von Amerika – müssen leider draußen bleiben.

PDF: Teure US-Freundschaft


Konzentration der Anglo-imperialen Gelüste auf den pazifischen Raum
Ein koloniales Denktank-Relikt – das britische Inter­national Institute for Strategic Studies (IISS) – ist seit 2002 Gastgeber des „Shangri-La-Dialogs“ in Singapur. Das Event wird als „Asiens wichtigster Sicher­heits­gipfel“ bezeichnet, ist aber in Bezug auf die Tages­ordnung fast aus­schließlich westlich orientiert: Seit der Einführung des Formats stand im Mittelpunkt der ersten Sitzung immer der US-Verteidi­gungs­minister – wobei die USA nicht einmal in Asien liegen. Der ISS-General­direktor Chipman stellte klar, dass der Sieg des Westens in der Ukraine nur ein kleiner Teil der „regel­basierten Ordnung“ des Westens ist, die weltweit vorherrscht, auch in der indo­pazifischen Region. Vielleicht sollte Denk­tanker Chipman sich schon mal um eine Anschluss­verwen­dung bemühen …

PDF: USA in Shangri-La


Elegie auf eine große Nation, die nicht mehr existiert
Wenn Amerika seinen Nieder­gang fortsetzt, wird dies eine der deprimie­rendsten Geschichten sein, die je erzählt wurden. Die USA werden in kürzester Zeit von der fast absoluten Welt­herrschaft im 20. Jahr­hundert zu einer weiteren Mittel­mäßigkeit geworden sein. Wilmot Robertson veröffent­lichte bereits 1972 sein Buch über „Die enteignete Mehrheit“, in dem er detailliert erklärt, wie und warum die Enteignung geschah, und schlug sogar eine Idee für eine Erneuerung vor, nicht nur für Amerika, sondern für die Weißen weltweit. Schon 1972 wussten die Konser­vativen, dass mit Amerika etwas nicht stimmte, und schlugen Alarm: hohe Steuern, zu viele Vorschriften, fehlende Religion in den Schulen, Marxismus, Gewerk­schaften, politische Korruption und lockere Sitten. Ihre Patent­rezepte – Steuern und Staat zu kürzen, das Militär zu stärken und „familiäre Werte“ zu fördern – hatten keine Wirkung, um Amerikas Abstieg zu stoppen. Der sich inzwischen wie eine künstliche Funktions­gewinn­seuche auf Europa ausgebreitet hat.

PDF: Die enteignete Mehrheit


VoltaireNet: Die Ideologie der Banderisten
Während Stepan Bandera ein Gestapo-Agent war, der nur durch die von ihm organi­sierten Massaker und Folterungen in (für manche positiver) Erinnerung blieb, war – und ist – Dmytro Dontsov (1883–1973) der maßgeb­liche Vordenker der ukrai­nischen Natio­nalisten. Dieser Referenz­intellek­tuelle erfand den ukraini­schen Rassis­mus und stellte sich den Fana­tismus seiner Kämpfer als Waffe vor. Thierry Meyssan arbeitet in seiner Reihe „Steigende Spannungen“ alle Unsäglichkeiten in Polen und der Ukraine ab. Wenn die EU die (Rest-)Ukraine für ein geeignetes Mitglieds­land hält, was sagt uns das über die EU?

Genau – ein Viertes Reich erhebt sich. Phil Butler hat u.a. den Stammbaum der Ursula van der Crazy untersucht und kommt zu diesem Schluss: „Ich glaube, was wir derzeit erleben, ist eine Wiedergeburt des Faschismus, wie ihn Hitler und Mussolini betrieben haben.“ Deswegen wird eine große Spezialoperation zur Entnazifizierung durchgeführt.

PDF: Aufstieg Viertes Reich


Etwas Weltbildersturm zur Erholung
Batiushka beschreibt die drei Inkarna­tionen Russlands seit 1721, insbe­sondere das Zarenreich. „Das wird vor allem dieje­nigen desillu­sionieren, die immer noch an die rassis­tischen westlich-sowjetischen Propa­ganda-Stereo­typen von der „tyranni­­schen asiatischen Autokratie“ und dem „rück­ständigen Obsku­rantismus“ glauben, der die Bevölke­­rung in einem Zustand der Armut und Unwis­senheit hält.“

„Dass Russland meine Heimat ist, gehört zu jenen großen und geheimnis­vollen Sicher­heiten, aus denen ich lebe. … Russland ist das einzige Land, das an Gott grenzt.“ (Rainer Maria Rilke).

PDF: Mythen aus der Vergangenheit


Titelbild: Ein eurasischer Sperlingskauz, not amused.