24. Oktober 2021

Mediales Säbelrasseln

Die NATO müht sich händeringend um den Fortbestand ihrer Existenz. Das US-Militär hat mit der Modernisierung seiner taktischen Nuklearwaffen in Europa begonnen, Russland und NATO schließen zum 1. November wechselseitig ihre Vertretungen und der US-Verteidigungsminister meint, dass Russland die Ukraine nicht am NATO-Beitritt hindern könne, sobald das Land die Aufnahme­bedingungen erfüllt.

Nun trafen sich am 21.10.2021 diverse Minister in Brüssel, um das neue „Konzept für Abschre­ckung und Verteidigung im euro-atlantischen Raum“ abzusegnen. Laut NATO-General­sekretär Jens Stoltenberg ist dies Teil der Bemühungen, „unser Bündnis mit besseren und moderni­sierten Plänen weiter zu stärken.“ Also Atom-Updates, mehr Drohnen und Cyber-Gedöns. Dafür hat er dann auch schon eine kleine Milliarde einsammeln können. Vielleicht sollte er auf den Klima-Zug aufspringen und Mittel für emissions­freie Raketentriebwerke und klimagerechte Atom­spreng­köpfe fordern. AKK tritt in ihren letzten Tagen als Verteidi­gungsministerndes in den ultima­tiven Fettnapf und spricht sich für Abschreckung, also atomare Drohung, gegen Russland aus.

Europa verendet sich von ganz allein, da braucht man keinen Baerbock mehr zum Gärtner machen! Aber lassen wir uns nicht vom martialischen Wortgeklingel in den Qualitätspropaganda-Medien irritieren, es gibt gehaltvollere Lektüre von echten Strategen:

Zweifrontenkrieg ist für USA nicht machbar
David Pyne, ehemaliger Stabsoffizier der US-Armee, betrachtet die Dinge unter Berücksichtigung des Bündnisses zwischen Russland und China. Ein US-Angriff auf eines der beiden Länder würde unweigerlich zu einem Zweifrontenkrieg führen. „Die Sorgen der USA über die Risiken eines bevorstehenden Krieges mit Russland und China sind begründet, da die USA nicht einmal auf einen rein konventionellen Krieg mit diesen Ländern vorbereitet sind. … Besonders besorgniserregend ist, dass die Vereinigten Staaten sogar Militär­ausbilder und tödliche Militärhilfe in die Ukraine geschickt haben, um das Land in seinem andau­ernden Krieg niedriger Intensität mit Russland zu unterstützen, und damit den Ausbruch eines größeren Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und Russland riskieren.“

PDF: National Interest – „USA versus China und Russland“

 

NATO dient dem Wohlbefinden der osteuropäischen Schlawiner
Vladimir Terekhov, ein russischer Experte für den asiatisch-pazifischen Raum, gibt im New Eastern Outlook eine hochkarätige Antwort auf den Beitrag im National Interest. Hier wird ein ganz anderer Blick­winkel geboten, nämlich der einer kooperativen Zusammenarbeit anstatt Druck, Drohung und Einschüchterung. „Die Ukraine muss sich vor allem darüber im Klaren sein, dass ihr niemand etwas schuldet und dass sie selbst für ihr Glück verantwortlich ist. Heute gibt es keinen ‚Westen‘ mehr, und vielleicht hat es auch nie ein ‚Europa‘ gegeben, mit dem alle möglichen politischen Schwindler der Ukraine weiter­hin wie mit einer Karotte winken.“ Erfrischend ist auch die Ansicht, „dass die NATO heute nur noch gebraucht wird, damit sich die (völlig unverschäm­ten) kleinen osteuropä­ischen Schlawiner wohlfühlen.“

PDF: NEO – US-Manöver gegen China und Russland

 

Anachronismus NATO
Wie Denis Dubrowin, Analyst der russischen Nachrichtenagentur TASS, die Beziehungen zwischen Russland und NATO einschätzt, hat Thomas Röper vom Antispiegel übersetzt: „Es wird nicht schlimmer, weil es nicht mehr schlimmer werden kann.“ Dubrowin beschreibt die NATO als Anachronismus:

„Man kann jedoch nicht behaupten, dass die NATO mit ihren heimtückischen Bemühungen erfolg­reich ist. Das systemische Problem des Bündnisses besteht darin, dass dieser riesige bürokratische Apparat und äußerst profitable Mechanismus für die militärisch-industrielle Lobby der USA völlig aus der Zeit gefallen ist. Versuche, sie auf den Kampf gegen den internationalen Terrorismus oder auf weltpolizeiliche Aufgaben auszurichten, sind vollkommen gescheitert. Das Bündnis hat in seiner Geschichte drei wichtige Kampfeinsätze durchgeführt: 1999 in Serbien, 2011 in Libyen und 2001 bis 2021 in Afghanistan. Sie alle erzielten zu bestimmten Zeitpunkten militärische Erfolge, aber strategisch waren sie Misserfolge.“

Das Ende der diplomatischen Beziehungen zwischen NATO und Russland

 

Zu guter Letzt noch ein Kulturschock
Die ganze EU-Erbärmlichkeit offenbart sich im verzweifelten Klammern an den Big Brother, der im Abmarsch befindlich ist. ‚Sie waren stets heimtückisch bemüht‘, wird dereinst in den Chroniken über den gescheiterten Turmbau zu Brüssel stehen. Aber die Atlantiker fallen tatsächlich von der Brücke und aus der Zeit. Die alten Denkmodelle schaffen keine Zukunft mehr.

PDF: Politico – Abzug USA aus EU